Mein Interesse an der Vielgestaltigkeit von Haferflocken brachte mich in Kontakt mit Archäobotanikerinnen der Universität Tübingen, welche die Verarbeitungsgeschichte von Getreide anhand urzeitlicher Samenfunde erforschen. Während eines Studienaufenthaltes beobachtete ich ihre Vorgehensweise und entwickelte daraus eigene Versuche.
Für »Schattenlese« zerquetsche ich Haferkörner mit Steinen, um die archaische Flockenproduktion nachzuvollziehen. Die entstandenen Fragmente schütte ich auf den OH-Projektor, der sie vergrößert an die Wand wirft und mir damit das Mikroskop ersetzt.
Ich beginne die verstreuten Funde nach gemeinsamen Merkmalen zu gruppieren, wie es auch die Wissenschaftlerinnen tun. Ich breche vorzeitig ab und belasse sie in einer Platzierung zwischen Chaos und Ordnung, um den Übergang von Zufall zu wissenschaftlicher Systematik präsent zu machen.
Die vergrößerten Silhouetten zeichne ich auf der Wand nach, indem ich Rußstaub mit Pinseln in den Putz reibe. Dabei erfahre ich alle Feinheiten ihrer Erscheinung..
Vgl. auch > Fragmente einer entgötterten Natur.