Seit über zweihundert Jahren lagert im Museum für Naturkunde Berlin ein Konvolut unscheinbarer grau-brauner Gesteinsbrocken. Sie sind Zeugnisse einer im 18. Jahrhundert hitzig geführten Kontroverse über die Entstehung der Erde.
Im sogenannten »Basaltstreit« standen sich die Geologen in zwei Lager gespalten gegenüber: Auf der einen Seite die Neptunisten, die glaubten, dass die Gesteine aus Sedimenten alter Ozeane hervorgegangen seien. Auf der anderen Seite die Vulkanisten, die überzeugt waren die Erde sei im Wesentlichen vulkanischen Ursprungs.
Mit den Steinen, die er 1792 in Siebengebirge und Eifel zusammengetragen hatte, wollte der Arzt und Amateur-Geologe Carl Wilhelm Nose die neptunistische Position unterstützen. Er stellte Konvolute aus 46 gleichartigen Stücken zusammen, alle mit aufgeklebten Etiketten nummeriert und verschickte sie unter den Gelehrten seiner Zeit. Eine solche Serie gelangte auch in die Berliner Gesteinssammlung.
Hier beobachtete ich, dass Objekte in Museen, weil sie lichtgeschützt aufbewahrt werden, ihre Schatten verlieren. Erinnert an das Schicksal Peter Schlemihls, wollte ich das Verlorene wieder einfangen und entwickelte ein Verfahren zur Konservierung von Schatten (vgl. Das Temporäre Objektlabor).
Zentrales Werk bildet eine Gruppe von Rußzeichnungen, welche je Sammlungsstück den für mich typischsten Schatten festhält. Sechs der eigentlich 46 Steine sind verschollen, weshalb sich leere Blätter in der Konstellation befinden. Demgegenüber zeigt Panorama 33 mehrere Schatten, die alle vom selben Stein stammen und durch unterschiedliche Platzierungen auf dem Projektor entstehen.
»Die Wahrheit über den Ursprung der Welt« wurde 2020 mit einer gleichnamigen Ausstellung im Tieranatomischen Theater Berlin präsentiert > Ausstellungen.