Graphit wurde in allen Teilen der Welt abgebaut. Es ist ein Rohstoff, der für verschiedene großindustrielle Zwecke benötigt wird. Heute hat sich der Schwerpunkt des Abbaus mehr und mehr nach China verlagert, viele der einstmals florierenden Minen wurden unrentabel und geschlossen. In den Naturkundemuseen lagern aber noch Proben aus historisch wichtigen Herkunftsgebieten, an die anders nicht mehr zu kommen wäre. Anhand ausgewählter Proben aus naturkundlichen Sammlungen, spüre ich der globalen Bandbreite der Beschaffenheit von Graphit nach.
Im Bleistift hat Graphit die Geschichte des Schreibens und Zeichnens entscheidend geprägt, seine natürliche Form ist dabei aber unpraktisch gewesen. Mit dieser Werkgruppe möchte ich die zeichnerischen Möglichkeiten der ursprünglichen Substanz, wie sie aus dem Berg gebrochen wird, ausloten.
Abdruck und Rest
Aus der Entdeckung, dass Geologen mit Mineralien zeichnen (vgl. Strichprobe), entwickelte ich das Verfahren der Klopfprobe: Handgroße Graphitbrocken schlage ich rhythmisch aufs Papier, was kleine dunkel glitzernde Abdrücke hinterlässt. Die meißelnde Zeichenmethode transportiert die archaische Geste des Bergbaus ins bildnerische. Ich bewege den Stein systematisch oder blind über das Blatt. Seine individuelle Form bestimmt den Abrieb maßgeblich mit, er zeichnet gewissermaßen ein Selbstportrait.
Die entstandenen Spuren nutze ich in manchen Arbeiten als Stollen für weiteres Vordringen. Obwohl ich beim Meißeln eigentlich Material aufbringe, fühlt es sich an als ob ich das Weiß vertilgen würde. Aus den Weißresten formen sich langsam schneebedeckte Landschaften, im Schmelzen begriffen.